Donnerstag, 16. Januar 2014

Sportliches DIY

Diese Woche starteten die Motte und ich unsere sportliche Revolution. Es wurde auch höchste Zeit dafür! Seit zwei Jahren suche ich nach einem Schwimmkurs für sie, was sich schwieriger gestaltete als gedacht. Entweder war die Motte zu jung oder die Kurse passten zeitlich nicht, waren am anderen Ende der Stadt und zudem längst ausgebucht. Mutig ließ ich die Motte auf einige Wartelisten setzen, was nicht besonders von Erfolg gekrönt war.
Dann erfuhr ich endlich durch Zufall von einem Schwimmkurs, bei dem das Alter passte, die Zeit nicht hätte besser sein können (Samstag nachmittags!) und der Ort prima zu Fuß erreichbar war. Toll! Begeisterung, Jubel, Triumphgefühle! Der Preis schreckte dann auch nicht mehr, also (unnötig zu erwähnen, dass der Kurs ausgebucht war) eine neue Warteliste mit dem Versprechen vom anderen Ende des Telefons, dass ab Januar der neue Kurs anfängt und die Motte dann mit dabei wäre. Aber zu früh gefreut! In diesem Fall eine neue und extreme Variante der Schwimmkursverhinderung: Der Träger hatte das Schwimmbad verkauft und sämtliche laufenden Kurse sofort beendet! 
Nach einem kurzen Anfall der Verzweiflung fasste ich einen Entschluss: selber machen! Seit dieser Woche bringe ich der Motte das Schwimmen bei. Der erste Versuch klappte ganz gut. Meine didaktischen Unzulänglichkeiten bügelt die Motte durch ihre schnelle Auffassungsgabe und Sportlichkeit aus. Trotzdem werde ich meine Lehrmethoden durch autonome Fortbildung verbessern. Neben der Lektüre verschiedener Bücher und fundierter Recherche im Internet werde ich mich am lebendem Vorbild orientieren. Zeitgleich mit unserem Schwimmtermin findet nämlich ein richtiger Kurs statt. Mein Plan B im Falle meines Scheiterns: Ich schmuggel die Motte einfach heimlich unter die anderen Kinder! Spätestens dann sollte sie das Seepferdchen haben!
Neben der Erkenntnis, dass ein Platz im einem Schwimmkurs seltener ist als ein Lottogewinn, wundere ich mich darüber, dass kein einziges Kind in unserem Freundes- und Bekanntenkreis das Schwimmen von einem Elternteil beigebracht bekommt. Früher war das doch total normal? Bei mir hat mein Vater diesen Job übernommen. Schwimmkurse gab es nur für die Kinder, die auch an Wettkämpfen teilnehmen wollten. Warum ist das heute anders? Zweifeln wir Eltern an unserer Kompetenz? Haben wir zu hohe Ansprüche an unsere Kinder? Oder steckt eine skrupellose Schwimmmeisterlobby dahinter?
Ich habe ehrlich gesagt schon ein paar Bedenken, ob ich der Motte richtig schwimmen beibringe (daher ja auch meine selbst auferlegte Weiterbildung). Aber ansonsten sehe ich der Sache gelassen entgegen und freue mich riesig, wenn die Motte bis zum Sommer das Seepferdchen schafft. Außerdem finde ich die Exklusivzeit mit ihr einfach toll und es macht Spaß zu sehen, wie schnell sie lernt!
Für einen Kurs sprechen selbstverständlich eindeutig die festen Kurszeiten, ausgebildete Lehrer und das gemeinsame Lernen mit anderen Kindern. Das ist alles wichtig, keine Frage. Trotzdem finde ich es schade, dass wir Eltern unsere Kinder von einem Termin zum nächsten fahren und so weniger Zeit mit ihnen verbringen. Außerdem sehen die Kinder durch den familiären Privatkurs ihre Eltern in einem anderen Licht. Die Motte meinte gerade: "Nach der Blockflöte möchte ich Klavier spielen lernen. Aber dafür brauche ich ja keinen Kurs, weil du mir das beibringen kannst!"
Also hier mein Aufruf zur pädagogischen Revolution: Gebt euren Kindern nach Möglichkeit selbst euer Wissen weiter und genießt die so gewonnene Zeit mit ihnen! Und für alles andere sind spezifische Kurse eine feine Sache. Ich suche gerade nach einem, in dem man die Tricks für das Ergattern eines Schwimmkursplatzes erlernt. Für den Notfall ...

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